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„Ein gravierender Absturz“

Studie verdeutlicht Entwicklung der Margen der vergangenen 30 Jahre für EU-Milcherzeuger

(Brüssel, den 17. März 2022) Wie eine aktuelle Studie zeigt, haben sich die Margen der Milcherzeuger in den vergangenen 30 Jahren signifikant verringert und sind zu einem großen Teil sogar stark in den Minusbereich gerutscht.

Das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) hat in der genannten Studie für den Zeitraum 1989-2019 bzw. 2004-2019 mit der Brutto- und Nettomarge sowie den Nettowirtschaftsleistungen I und II für die EU 4 Margentypen berechnet, anhand derer man die Entwicklung in der Milchviehhaltung deutlich skizzieren kann:

Die Bruttomarge lag 1989 für MilcherzeugerInnen bei 21,98 ct/kg Milch, während sie im Jahr 2019 nur noch 15,15 ct/kg Milch betrug.

Bruttomarge = Gesamterlöse Milch plus gekoppelte Beihilfen Milch minus Betriebsmittelkosten u. allgemeine Betriebskosten (exkl. Abschreibungen, Löhne, Pacht, Zinsen[1] sowie Steuern)

 

Für die Nettomarge verzeichnete man 1989 einen Wert von 12,36 ct/kg Milch. Im Jahr 2019 konnten hier nur noch 4,17 ct/kg Milch erreicht werden.

Nettomarge = wie Bruttomarge, jedoch außerdem auch Abzug von Abschreibungen, Löhnen, Pacht, Zinsen, Steuern (aber kein Einkommen für Milcherzeuger/ mithelfende Arbeitskräfte inklusive)

 

1989 betrug die Nettowirtschaftsleistung I 3,79 ct/kg Milch, ab 1995 verzeichnete sie bereits Minuswerte und lag im Jahr 2019 mit - 4,96 ct/kg Milch deutlich unter Null.

Nettowirtschaftsleistung I = wie Nettomarge, jedoch außerdem auch Abzug von einfachem Einkommen für Milcherzeuger/ mithelfende Arbeitskräfte[2]

 

Die Nettowirtschaftsleistung II  ist im Betrachtungszeitraum von 2004-2019[3] durchgehend negativ. Das Defizit variiert in dieser Zeit zwischen 5,3 und 13,5 ct/kg Milch.  

Nettowirtschaftsleistung II = wie Nettomarge, jedoch außerdem auch Abzug von qualifiziertem Einkommen für Milcherzeuger/ mithelfende Arbeitskräfte.[4]

 

Die komplette Studie sehen Sie hier.

 

Für Sieta van Keimpema, Vorsitzende des EMB, sind die Ergebnisse alarmierend: „Die Zahlen zeigen einen gravierenden Absturz der Milchviehhalter-Margen und damit auch der Situation auf den Höfen. Es ist deutlich, dass die Weichen im Milchsektor in den vergangenen Jahrzehnten falsch gestellt waren.“

Egal welchen Margentyp man betrachtet – Rentabilität ist in der Milcherzeugung ein absolutes Fremdwort geworden. Genauso wie eine angemessene Bezahlung der eingesetzten Arbeitszeit sowie eine Wertschätzung der Leistungen der ErzeugerInnen. Daher überrascht es nicht, dass die Betriebe einer nach dem anderen schließen müssen und es wie beispielsweise in Frankreich zu einem Verlust von einem Viertel der Milchhöfe in 10 Jahren kommt.

Der EMB-Vizevorsitzende, Kjartan Poulsen, fordert ein Neudenken in der Landwirtschaft. „Wir brauchen ein neues System. Eines, das auf Kostendeckung ausgerichtet ist. Das gestörte Preis-Kostenverhältnis gegenüber den eigenen LandwirtInnen, die bedingungslose, schädliche Exportorientierung und kein ausreichender Rahmen zur Krisenvermeidung –  diese Ist-Situation zeigt uns das Versagen des aktuellen Agrarsystems.“ Innerhalb eines neuen landwirtschaftlichen Rahmens müssten alle bisherigen Kosten der Milcherzeugung sowie auch die neuen, die aufgrund höherer Nachhaltigkeitsauflagen entstehen, über die Preise gedeckt werden können.

Mit Blick auf die Zahlen zu den Margen richtet Kjartan Poulsen deutliche Worte an den EU-Agrarkommissar: „Herr Wojciechowski, die Daten lassen sich nicht länger ignorieren. Sie müssen gemeinsam mit den LandwirtInnen, der Industrie und dem Handel den Blick jetzt nach vorn richten und intensiv an der Errichtung einer fairen und rentablen Landwirtschaft arbeiten.“

 


[1] Löhne, Pacht und Zinsen = externe Faktoren

[2] Einfacher Lohnansatz = Lohnhöhe für bezahlte Mitarbeiter / h * Arbeitsstunden mitarbeitende Familienangehörige (ohne Arbeitgeberanteil)

[3] Die notwendigen Daten standen hier nur für den Zeitraum ab 2004 komplett zur Verfügung.

[4] Qualifizierter Lohnansatz = doppelter Mindestlohn / h * Arbeitsstunden mitarbeitende Familienangehörige (ohne Arbeitgeberanteil), bei Mitgliedsstaaten ohne festgelegte Mindestlöhne wurde der einfache Lohnansatz verwendet (Österreich, Dänemark, Italien, Finnland, Schweden und Zypern). Der qualifizierte Lohnansatz ist auf Grund fehlender Daten nur für 2004 bis 2019 ermittelbar. Bei dem qualifizierten EU-Lohnansatz handelt es sich um einen gewichteten Durchschnittslohn (ermittelt anhand der gewichteten Milchmenge in den EU-Mitgliedsstaaten).



Kontakte:
EMB-Vorsitzende Sieta van Keimpema (DE, NL, EN): +31 (0)612 16 80 00
EMB-Vizevorsitzender Kjartan Poulsen (DE, DK, EN): +45 (0)212 888 99
EMB-Geschäftsführung Silvia Däberitz (DE, EN, FR): +32 (0)2 808 1936
EMB-Pressestelle Vanessa Langer (DE, EN, FR): +32 (0)484 53 35 12