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Wirklichkeit in der Landwirtschaft crasht politische Ziele

Ziel einer regionalen, unabhängigen und nachhaltigen Landwirtschaft kann mit aktueller EU-Politik nicht erreicht werden. Wir brauchen Reformen!

(Berlin, 19.01.2023)

 

Mehr Unabhängigkeit & eine bessere Ernährungssicherheit

Mehr regionale Produktion

Kleine, mittlere & grünere Betriebe als Rückgrat der Landwirtschaft

Eine durchweg nachhaltige Erzeugung
 

 

Es gibt sehr viele Menschen – Bäuerinnen und Bauern, Verbraucher und auch politische Vertreter – die dieses Bild von der Landwirtschaft zu 100 Prozent unterstützen. Denn es weist in eine optimistische Zukunft, von der Konsumenten, Erzeuger und die EU im Ganzen gleichermaßen profitieren würden. Wie die Vorstandsvertreter des European Milk Board (EMB) auf ihrer Pressekonferenz bei der diesjährigen Grünen Woche in Berlin jedoch feststellen, handelt es sich hier nicht um ein realistisches Bild. Im Gegenteil. Ein Großteil der politischen Bestrebungen und Strategien, die die Agrarwirtschaft mit formen, steuert gerade gegen diese Zukunftsziele. Die Schere zwischen Wunsch und Wirklichkeit könnte fast nicht größer sein.
 

Eine Landwirtschaft ohne Rückgrat

Anstelle einer gesunden Erzeugungsstruktur steht das marode EU-Produktionssystem, bei dem allein zwischen 2003 und 2016 die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe von ca. 15 Millionen auf 10 Millionen zurückgegangen ist. Auch in den kommenden Jahren wird sich der Rückgang stark fortsetzen. Vom Schwund betroffen sind insbesondere die kleinen sowie mittleren Betriebe. Hohe Margenverluste, extrem niedrige Einkommen trotz harter Arbeit prägen den Sektor, pushen bestehende Betriebe aus der Produktion und können jungen Menschen keine Perspektiven zum Einstieg bieten.
 

Der EMB-Vorsitzende, Kjartan Poulsen, sieht auch in den aktuellen Marktentwicklungen kein Potenzial für eine nachhaltige Wende: „Auch wenn jetzt beispielsweise der Milchpreis höher als gewohnt liegt. Diese erstmalig kostendeckenden Preise, die einige Regionen verzeichnen, können die jahrzehntelangen Verluste nicht kompensieren. Zudem ist der Kostenanstieg aktuell auch enorm und der Ausblick auf baldig sinkende Preise deutet den starken Druck schon an, unter den die Einkommen wieder geraten werden.“ Wie er betont, könnten die wichtigen politischen Ziele jedoch mit einer Reformierung und nachhaltigen Stabilisierung des Sektors erreicht werden.
 

 

Die folgenden Verordnungen, Instrumente und Schritte sind dabei für eine Reform des EU-Agrarsektors wichtig:

 

  • EU-weite Verordnung, durch die Preise unterhalb der Erzeugerkosten verboten werden
  • Wirklicher Einbezug der Erzeuger in Konzepterstellung und Umsetzung des Green Deals, inklusive Bereitstellen der richtigen Tools
  • Passende Kriseninstrumente im EU-Agrarsystem
  • Andere Ziele und eine andere Führung für die CDG Milch und die MMO (Milchmarktbeobachtungsstelle)
  • Starke horizontale Erzeugerorganisationen, die, ohne Ausnahme von Genossenschaften, Erzeuger für eine bessere Verhandlungsposition bündeln
  • Spiegelklauseln in den EU-Handelsregularien
  • Herausnahme der Landwirtschaft aus der WTO und Freihandelsabkommen
  • Öffentliche Stärkung und Ausweitung des Projektes der Fairen Milch in der EU

 

„Man kann sich in der EU für die aktuelle Agrarpolitik schöne Ziele ausdenken“, so der EMB-Vizevorsitzende Elmar Hannen mit Blick auf die derzeitige politische Praxis. „Wenn die Wirklichkeit aber diese Ziele crasht, weil die falschen Weichen gestellt bzw. die richtigen nicht gestellt sind, nützen weder uns Bauern, noch den Verbrauchern schöne Zielüberschriften etwas. Wir brauchen diese Reformen in der EU, damit uns die Erzeuger nicht weiter verloren gehen. Die EU-Produktion kann tatsächlich unabhängiger, nachhaltiger und souveräner werden. Aber das geht nur mit unseren Bäuerinnen und Bauern.“ 

Pressemitteilung als PDF herunterladen

 

Kontakte:

EMB-Vorsitzender Kjartan Poulsen (DE, EN, DK): +45 (0)21 28 88 99
EMB-Vizevorsitzender Elmar Hannen (DE): +49 (0)175 6378484
EMB-Geschäftsführung Silvia Däberitz (DE, EN, FR): +32 (0)2 808 1936